Stadtparks und Grünflächen — Erholung für Mensch und Natur

Parks sind heute aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Mit Weisheit haben unsere Vorfahren daran gedacht, auch in die Stadt Grün hineinzubringen, das uns heute zugute kommt. Betrachten wir das „öffentliche Grün“ etwas näher.

Der Park — ein Spiegel der Zeit

Schon früh hat der Mensch damit begonnen, die freie Landschaft mit ihren Pflanzen- und Tierarten in die Gestaltung seines engeren Lebensraumes und der Siedlungen einzubeziehen. Im alten Ägypten entstanden streng symmetrische Parks mit Baumreihen und künstlichen Blumenanlagen. Als Weltwunder galten in der Antike die Hängenden Gärten von Semiramis. Die Römer legten Parks in den Innenhöfen ihrer Häuser und in der freien Landschaft an heiligen Stätten an.

Parks spiegeln immer die Lebensweise, das Denken und die sozialen Verhältnisse der Menschen wider. Dienten die mittelalterlichen Klostergärten mehr der geistigen Erbauung, aber auch dem Anbau von Gemüse und Heilkräutern, bildeten die Renaissance- und Barockgärten den prächtigen Rahmen für die Paläste und Schlösser der Adeligen. Strenge geometrische Formen mit geschnittenen Bäumen und Hecken, verschnörkelte Blumenmuster im Rasen, kunstvolle Brunnenanlagen und Statuen bildeten die Gestaltungselemente.

Im 18. Jahrhundert entstand in England ein neuer Typ der Parkgestaltung: man wollte die Natur nachahmen und verschönern. In diesen sog. „Landschaftsgärten“ wurde durch das sanft geschwungene Bodenrelief, die Pflanzung von Baumgruppen und weiträumigen Wiesenflächen die Landschaft nachgeahmt. In der Romantik des l9. Jahrhunderts findet man in den Parks künstliche Ruinen, Kunsthöhlen und Quellen, in denen das Denken der damaligen Welt zum Ausdruck kommt.

Im 20. Jahrhundert schließlich wurden die Parks auch für das „gewöhnliche Volk“ zugänglich. Die Anlage von Parks und ’Erholungsflächen wurde zum Bestandteil der Stadtplanung. Sie sind zu sozialen Einrichtungen geworden, die der Erholung und dem Vergnügen für den Stadtmenschen dienen sollen.

In Linz begann man schon früh mit der Anlage von öffentlichen Parks. 1772 entstand der erste vor dem Landhaus. 1883 begann die Ausgestaltung des Freinbergs, 1885 die des Bauernbergs. 1884 wurde der Hessenplatz begrünt. Heute werden vorn Linzer Gartenamt rund 350 ha Parks und öffentliche Grünflächen gestaltet, verwaltet und gepflegt und es kommen immer wieder neue hinzu.

Ökoinsel Park

Parkflächen sind aber nicht nur Erholungsflächen für die Städter. Sie haben Wichtige andere Funktionen: Im Zentrum bewirken sie, genau wie die grünen Innenhöfe — eine wesentliche Klimaverbesserung: Luftbefeuchtung, Staubfilterung, Beschattung und Sauerstoffproduktion sind wesentlich dafür verantwortlich, daß Grünflächen an heißen Sommertagen auf uns so angenehm wirken. Am Stadtrand sind sie Teile von „Grünschneisen“, die für Frischluftzufuhr sorgen.

Darüber hinaus zeigen Parks eine erstaunlich hohe Artenvielfalt. Linz besitzt ja einige relativ große Parkanlagen mit Waldbaumbestand und extensiven Mähwiesen, z. B. am Freinberg, Bauernberg und im Hummelhofwald. Der Anteil heimischer Tier- und Pflanzenarten ist dort relativ groß. Untersuchungen aus Deutschland zeigen, daß Grünflächen Rückzugsgebiete für viele Arten sein können, die ansonsten in besiedelten Bereichen zu verschwinden drohen. In Berlin wurden in großen naturnahen Anlagen z. B. bis zu 400 verschiedene Pflanzenarten gezählt, darunter ca. 100 seltene. In kleinen Grünanlagen mit Zierfunktion gibt es dagegen nur 40 bis 80 Arten ohne Seltenheiten. Das gleiche gilt für Tiere: in altbaumbestandenen Grünflächen können Höhlenbrüter und altholzbewohnende Insekten leben, in größeren Parks sogar anspruchsvolle Waldarten (z. B. brütet am Freinberg der Waldkauz und im Stadtfriedhof die Waldohreule). Ziergrünflächen dagegen bieten nur Lebensraum für die Allerweltsarten.

Daraus geht hervor, wie ökologisch bedeutsam u. a. große Waldparks sind. In diesen Gebieten ist der Erhalt der alten Bestände vorrangig. Es muß jedoch rechtzeitig mit der Bepflanzung junger Bäume begonnen werden, da ja diese die Altbestände des nächsten Jahrhunderts sein werden.

Weniger günstig in der Bewertung schneiden die Zierparks ab, in denen die fremdländischen Arten überwiegen. Sie haben zwar durchaus da und dort ihre Berechtigung. Durch Bevorzugung heimischer Arten (z. B. Sträucher und Bäume) ließen sich jedoch auch hier Verbesserungen erzielen.

Ökologisch am schlechtesten steht es mit der „Begrünung“ öffentlicher Plätze (z. B. Taubenmarkt, Hauptplatz in Linz). Hier ist das Grün in Beton- und Eternitcontainer verbannt und fristet ein ärmliches Dasein. Es gäbe gerade im Bereich des Zentrums und der Altstadt noch viele Möglichkeiten der Ökologischen Aufwertung durch Pflanzung von Bäumen und Bodenentsiegelung.

Eine optimale Durchgrünung der Stadt ließe sich durch die Schaffung eines „Grünstraßennetzes“ erreichen, die die flächigen Parkanlagen miteinander verbinden und nur für Fußgänger, Radfahrer und Anrainer benützbar sein sollten. Hier würde sich die Wohnqualität entscheidend verbessern und die Verwendung des umweltfreundlichen Fahrrades als optimales Stadtverkehrsmittel attraktiv machen.

Wer kann was tun?

Die öffentliche Hand:

  • Entwicklung von Schutz- und Ruhezonen durch Besucherlenkung,
  • Erhaltung und Schaffung großer Einheiten,
  • Verbindung dieser Flächen durch ein Grünstraßennetz,
  • Extensivierung der Pflege und Verwendung möglichst vieler heimischer standortsgemäßer Pflanzen,
  • Erhaltung und Renaturierung aller Gewässer in den Parkanlagen,
  • Erhaltung alter Bäume, wo diese den Menschen nicht unmittelbar bedrohen.

Wir alle:

  • Schonung des Pflanzen- und Tierbestandes in Parkanlagen.
  • Abgeschirmte Bereiche nicht betreten.

 

Quelle: ÖKO-L 10/1—2 (1988), S. 26–27



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dieser Artikel wurde am Juni 27, 2014 in der Kategorie Über Wert & Pflege von Stadtbäumen abgelegt. Sie können die Antworten zu diesem Artikel über den RSS 2.0-Feed abonnieren. Die können diesen Artikel kommentieren, oder einen Trackback von Ihrer eigenen Website hinzufügen.