Bäume in der Stadt — Bedeutung und Gefährdung
Bäume in der Stadt — Bedeutung und Gefährdung
Es wurde schon des öfteren auf den Wert von Pflanzen, insbesondere von Gehölzen hingewiesen. Vor allem in der Stadt haben Lärmschutz, Staubfilterung, Luftbefeuchtung und Sauerstoffproduktion große Bedeutung. All dies kann durch eine reichhaltige und gesunde Stadtvegetation bewerkstelligt werden.
Die meßbaren Verbesserungen, aber auch die nicht meßbaren, positiven Wirkungen auf Seele und Geist (Erlebnis der Jahreszeiten, Unverwechselbarkeit des Stadtviertels, Vogelgezwitscher etc.) lassen uns Bäume als nützlich und wertvoll erscheinen. Ein paar Zahlen sollen dies verdeutlichen: Eine ausgewachsene Buche kann an einem sonnigen Sommertag bis zu 500 Liter Wasser verdunsten, dadurch wird die Luft von 40 auf 70 Prozent angefeuchtet und um 3 bis 4 Grad Celsius abgekühlt. Wie diese Klimaverbesserung wirkt, läßt sich am besten an den vollen, schattigen Gastgärten ablesen, die wir an heißen Sommertagen gerne aufsuchen.
Der Wert liegt auf der Hand. Stadtbäume sind jedoch zahlreichen negativen Einflüssen ausgesetzt:
- Asphalt und Beton verhindern eine ausreichende Durchfeuchtung und Belüftung des Bodens, der Baum leidet an Wassermangel;
- Streusalz ist der ärgste Feind des Straßenbaumes, aber auch ins Erdreich austretendes Erdgas, Öl und Benzin aus Fahrzeugen setzen ihm zu;
- Hundeurin und Kot können die Rinde verätzen;
- durch Parken wird der Boden verdichtet, häufig kommt es auch zu Rindenverletzungen durch Unachtsamkeit von Autolenkern („moderner Wildverbiß“);
- die gasförmigen Schadstoffe der Luft aus Industrie, Verkehr und Hausbrand geben dem Stadtbaum oft den Rest.
Es sind heute nicht nur gärtnerischgestalterische Gesichtspunkte bei der Wahl des Pflanzenmaterials ausschlaggebend, es muß in erster Linie darauf geachtet werden, daß die gepflanzten Bäume diese harten Umweltbedingungen in der Stadt auch vertragen. Auch künftige Generationen wollen und brauchen einen gesunden, funktionstüchtigen Baumbestand. Der Baum muß Trockenheit und Wärme tolerieren; er soll keine großen Ansprüche an den Boden stellen, soll rauchhart und salzverträglich sein.
Einige Beispiele für geeignete Stadtbäume:
Rote Roßkastanie (Aesculus camea), Götterbaum (Ailanthus altissima), Birke (Betula pendula), Baumhasel (Corylus colurna), Esche (Fraxinus excelsior), Mehlbeere (Sorbus aria „Magnifica“), Eberesche (Sorbus aucuparia), Kugelrobinie (Robinia pseudacazia „Umraculifera“), Ginkgo (Ginkgo biloba).
- Abb. 1: Streusalz ist der ärgste Feind des Straßenbaumes. Diese Roßkastanie hat im Spätsommer schon fast alle Blätter verloren. (Foto: W. Mittmannsgruber)
- Abb. 2: Durch Vergrößerung der Baumscheiben, Absperrungen und Mulchen können die Lebensbedingungen von Straßenbäumen entscheidend verbessert werden. (Foto: W. Mittmannsgruber)
- Abb. 3: Schema: Der natürliche Stoffkreislauf ist in der Stadt vielfach unterbrochen, weil ein großer Teil des Bodens abgedichtet ist. Aber man kann diesen wichtigen Kreislauf nachvollziehen, indem man die organischen Abfälle kompostiert, statt sie zu verbrennen oder wegzuwerfen. (Entnommen aus: Schreiber, R., 1982)
Wo immer möglich, sollte die Verwendung heimischer Arten im Vordergrund stehen. Neben den Neupflanzungen von Bäumen sollte auch getrachtet werden, den Altbestand soweit als möglich zu erhalten. Sie sind meist von hohem Naturschutzwert, vor allem für Tiere (Höhlenbrüter, altholzbewohnende Insekten etc.) und auch von kulturhistorischer Bedeutung. Oft sind solche alte Baumriesen oder Alleen den schädlichen Einwirkungen nicht mehr gewachsen und gehen langsam zugrunde. Hier geht es darum, die unmittelbaren Lebensbedingungen zu verbessern.
Wer kann was tun?
Die Gemeinde, Straßenverwaltung
- Auf die Verwendung von Streusalz verzichten,
- Baumscheiben vergrößern und das Erdreich auflockern,
- wenn nötig den Stamm in großem Abstand einzäunen, um Bodenverdich— tung und Rindenverletzungen zu vermeiden,
- den Boden belüften (Kompressor), bewässern und mulchen,
- die Baumkrone sanieren (Verjüngungsschnitt, Ausschneiden von totem und faulendem Holz und Verschließen offener Wunden),
- Wurzelverletzungen bei Baumaßnahmen vermeiden,
- das Eindringen von Öl und Benzin in den Wurzelraum vermeiden.
Wir alle:
- Unter Alleebäumen nicht parken,
- Rindenverletzungen vermeiden,
- Bäume vor Hunden schützen.
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