Artikel im Online-Standard, 28.5.2014

Ruf nach gesetzlichem Baumschutz in Oberösterreich wird lauter
Vorbild ist etwa Wien, wo Bäume nur mit behördlicher Genehmigung gefällt werden dürfen

Die Bäume in Linz sollen künftig - wie ihre Artgenossen in Wien - geschützt werden.

Die Bäume in Linz sollen künftig – wie ihre Artgenossen in Wien – geschützt werden.

Mehr als die Hälfte des Linzer Stadtgebiets sind Grünland, die Stahlstadt zählt damit zu den grünsten Städten Österreichs. Damit das auch künftig so bleibt, stellen jetzt immer mehr oberösterreichische Städte und Gemeinden dem Land „einen Baum auf“. Vor allem werden die Rufe nach einer gesetzlichen Regelung für das Innenstadtgrün immer lauter. Konkret wird ein Baumschutzgesetz für alle oberösterreichischen Gemeinden gefordert.

In anderen Bundesländern gibt es den gesetzlichen Baumschutz vor der Säge schon seit vielen Jahren. In Wien etwa dürfen Bäume – auch auf Privatgrund – nur mit behördlicher Genehmigung gefällt werden: Hat der Stamm in einem Meter Höhe einen Umfang von 40 Zentimetern oder mehr, gilt es, eine entsprechend Fällgenehmigung einzuholen. Mit dem behördlichen Sanktus zu Kleinholz wird auch eine Ersatzpflanzung angeordnet. Diese muss auf demselben Grundstück vorgenommen werden. Ist das nicht möglich, darf man auf einen Platz im Umkreis von 300 Metern und auch auf eine fremde Liegenschaft ausweichen. Verstöße gegen das Baumschutzgesetz können empfindlich teuer werden.

Blätter machen es netter

In Oberösterreich versuchten zuletzt die Welser Grünen den Gemeinderat von einer entsprechenden Resolution an den oberösterreichischen Landtag zu überzeugen. Letztlich aber erfolglos, die anderen Fraktion sahen keine Notwendigkeit, einem gesetzlichen Baumschutz ihre Stimme zu geben. Erfolgreicher waren da die Linzer Grünen, ein entsprechender Antrag fand bereits im April die nötige Zustimmung im Gemeinderat.

Die städtische Forderung nach einem Gesetzestext für die Erhaltung der Grünoasen wurde an den Landtag weitergeleitet und muss dort entsprechend behandelt werden. „Grünräume haben eine enorme Bedeutung für eine lebenswerte, gesunde Wohnumwelt. Die klimatisch ausgleichende Wirkung von Bäumen senkt die Lufttemperatur, erhöht die Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung und bindet Staub mit den Blattoberflächen“, sagt Gerda Lenger, grüne Klubobfrau in Linz, und hofft auf eine entsprechende Einsicht beim Land.

Mehr Transparenz am Baumstamm

Auch abseits der Politik formiert sich der Aufstand im Stahlstadt-Dschungel: Bürgerinitiativen und Organisationen, darunter „Innenhofgrün“, „Allee Urfahrer Donaupromenade bleibt!“ und der oberösterreichische Naturschutzbund, haben sich bereits Ende April zu einer Plattform zusammengeschlossen und eine Linzer Baumschutz-Charta formuliert.

Das Fass zum Überlaufen brachte damals die Schlägerung der Silberweiden am Urfahraner Donauufer. Kritisiert werden in der Baumschutz-Charta vor allem „leichtfertige Fällungen der vergangenen Jahre“, gefordert wird mehr Transparenz und Einbindung der Öffentlichkeit. Dazu sollen etwa Baumdaten wie Gesundheitszustand, Pflegemaßnahmen und bevorstehende Fällungen auf der Website der Stadt Linz für die Öffentlichkeit einsehbar gemacht werden. Für notwendig halten die Aktivisten auch eine gesetzliche Regelung. „Bäume sind ein so wertvolles Gut, dass sie besonderen Schutz vor Fällungen und verstümmelnden Schnittmaßnahmen verdienen“, sagt Bernhard Reiter von der Initiative „Innenhofgrün“.
„Grüne Baumschutz-Träumereien“

Doch die Baumfreunde sehen sich auch mit harter Kritik konfrontiert. Der ehemalige Präsident der Landwirtschaftskammer, Hannes Herndl, ließ bereits 2011 via „Bauernzeitung“ ausrichten, dass er wenig von „grünen Baumschutz-Träumereien“ hält. Es sei das „ein völlig überzogener, am Land nicht praktikabler Vorschlag“.

Herndl: „In den ländlichen Regionen ist das undurchführbar. Wir können nicht für jeden Baum ein Ansuchen schreiben und Gebühren zahlen, auch wenn die Grünen in Linz das so wollen. Außerdem ist es für uns in der Landwirtschaft selbstverständlich, Bäume zu pflanzen und nicht nur welche zu fällen, da wir seit jeher in Kreisläufen denken.“ (Markus Rohrhofer, derStandard.at, 28.5.2014)

(Online unter http://derstandard.at/2000001628500/Rufe-nach-gesetzlichem-Baumschutz-in-Oberoesterreich-werden-lauter)



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